Zazai

Mensch, Heimat, Leben

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Als Kind hatte Ich Glück, Einsam zu sein.
Diese Einsamkeit hat mich zu den Büchern geführt.
Von Tschechow, Dostojewski, Hemingway, Shakespeare, Tolstoi, London; und später Saadi, Hafes, Rumi, Bedel, Iqbal, Hameed, Rahman, Saryab habe Ich gelernt human zu bleiben.
Goethe, Heine, Thomas Mann und Hermann Hesse haben mir das andere Gesicht von meinem zweiten Heimat gezeigt.

  • Goethe
  • Hermann Hesse
  • Thomas Mann
  • Heinrich Heine
  • Franz Kafka
  • Antoine De Saint-Exupery

  • Goethe

    Gleich am Anfang des Fausts gefallen mir folgende Zeilen.
    Es scheint auch Goethe kennt nicht am Ende die eigentliche Wahrheit:

    Habe nun, ach! Philosophie,
    Juristerei und Medizin,
    Und leider auch Theologie
    Durchaus studiert, mit heißem Bemüh.
    Da steh' ich nun, ich armer Tor,
    Und bin so klug als wie zuvor!
    Heiße Magister, heiße Doktor gar,
    Und ziehe schon an die zehen Jahr'
    Herauf, herab und quer und krumm
    Meine Schüler an der Nase herum -
    Und sehe, dass wir nichts wissen können!
    Das will mir schier das Herz verbrennen.
    Zwar bin ich gescheiter als alle die Laffen,
    Doktoren, Magister, Schreiber und Pfaffen;
    Mich plagen keine Skrupel noch Zweifel,
    Fürchte mich weder vor Hölle noch Teufel -
    Dafür ist mir auch alle Freud' entrissen,
    Bilde mir nicht ein, was Rechts zu wissen,
    Bilde mir nicht ein, ich könnte was lehren,
    Die Menschen zu bessern und zu bekehren.
    Auch Ehr' und Herrlichkeit der Welt;
    Es möchte kein Hund so länger leben!
    Drum hab' ich mich der Magie ergeben,
    Ob mir durch Geistes Kraft und Mund
    Nicht manch Geheimnis würde kund;
    Dass ich nicht mehr mit sauerm Schweiß
    Zu sagen brauche, was ich nicht weiß;
    Dass ich erkenne, was die Welt
    Im Innersten zusammenhält,
    Schau' alle Wirkenskraft und Samen,
    Und tu' nicht mehr in Worten kramen.





    Goethe weißt was das wirkliche Glück ist:

    Willst Du in die Ferne schweifen?
    Sieh, das Gute liegt so nah.
    Lerne nur das Glück ergreifen,
    denn das Glück ist immer da.



    Hermann Hesse


    In seinem Lebenslauf spricht er vom Glück in seinem Leben:
    Zum Glück hatte ich das fürs Leben Wichtige und Wertvollste schon vor dem Beginn der Schuljahre gelernt:
    ich hatte wache, zarte und feine Sinne, auf die ich mich verlassen und aus denen ich viel Genuß ziehen konnte, und wenn ich auch später den Verlokungen der Metaphysik unheilbar erlag und sogar meine Sinne zu Zeiten kasteit und vernachlässigt habe, ist doch die Atmosphäre einer zart ausgebildeten Sinnlichkeit, namentlich was Gesicht und Gehör betrifft, mir stets treu geblieben und spielt in meine Gedankenwelt, auch wo sie abstrakt scheint, lebendig mit ihnen. Ich hatte also ein gewisses Rüstzeug für Leben, wie gesagt, mir längst schon vor dem Beginn der Schuljahre erworben.

    An andere Stelle, schreibt er:

    Die Kunst des Lügens und der Diplomatie verdanke ich dem zweiten Schuljahre, wo ein Präzeptor und ein Kollaborator mich in den Besitz dieser Fähigkeiten brachten, nachdem ich vorher in meiner kindlichen Offenheit und Vertrauensseligkeit ein Unglück ums andere über mich gebracht hatte. Diese beiden Erzieher klärten mich erfolgreich darüber auf, dass Ehrlichkeit und Wahrheitsliebe Eigenschaften waren, welche sie bei Schülern nicht suchten. Sie schrieben mir eine Untat zu, eine recht unbedeutende, die in der Klasse passiert war und an der ich völlig unschuldig war, und da sie mich nicht dazu bringen konnten, mich als Täter zu bekennen, wurde aus der Kleinigkeit ein Staatprozeß, und die beiden folterten und prügelten mir zwar nicht daas erhoffte Geständnis, wohl aber jeden Glauben an die Anständigkeit der Lehrkaste aus. Zwar lernte ich, Gott sei Dank, mit der Zeit auch rechte und der Hochachtung würdige Lehrer kennen, aber der Schaden war geschehen und nicht nur mein Verhältnis zu den Schulmeistern, sondern auch das zu aller Autorität war verfälscht und verbittert.

    Demian

    Ich gebe zu nicht alle Stellen in diesem Roman gefallen mir, aber folgende Zeilen auf den ersten Seiten haben mich vom Hesse überzeugt:

    Das Leben jedes Menschen ist ein Weg zu sich selber hin, der Versuch eines Weges, die Andeutung eines Pfades. Kein Mensch ist jemals ganz und gar er selbst gewesen; jeder strebt dennoch, es zu werden, einer dumpf, einer lichter, jeder wie er kann. Jeder trägt Reste von seiner Geburt, Schleim und Einschalen einer Urwelt, bis zum Ende mit sich hin. Mancher wird niemals Mensch, bleibt Frosch, bleibt Eidechse, bleibt Ameise. Mancher ist oben Mensch und unten Fisch.

    Thomas Mann


    Im 1955 warnte er, dass "eine von Verdummung trunkene, verwahrloste Menschheit unterm Ausschreien technischer und sportlicher Sensationsrekorde ihrem schon gar nicht mehr ungewollten Untergange entgegen" gehe. Und er verband diese Warnung mit der entschiedenen Forderung nach Humanität, denn, so die Mahnung, "ohne dass die Menschheit als Ganzes sich auf sich selbst, auf ihre Ehre, das Geheimnis ihre Würde besinnt, ist sie nicht moralisch nur, nein, physisch verloren."

    Buddenbrooks

    Der Roman hat mir wieder gezeigt wie vergänglich das Leben ist. Ich habe Familien erkannt, die vergeblich versuchen trotz des inneren Verfalls, ihre "große Name" aufrecht zu erhalten. Als Ich eines Abends nach Hause kamm, hat mich jemand nach meinem traurigen Gesicht gefragt. "Thomas Buddenbrooks ist gestorben.": war meine Antwort. Seine Gerissenheit zwischen Pflicht, Verantwortung, Zweifel und Ruhm haben ihm am Ende das Leben gekostet. Wie vielen kann es so änlich ergehen, wenn sie merken, dass ihre Kinder ihren Platz und ihre Aufgaben nicht übernehmen können, als Thomas die Entwickelung seines Sohnes "Hanno" verfolgte.

    Heinrich Heine


    Mein erstes Gedicht habe ich in der Fußgängerzone mit meinem Sohn auswendig gelernt:

    Freundschaft, Liebe, Stein der Weisen,
    diese drei hört ich preisen,
    und ich pries und suchte sie,
    aber, ach! ich fand sie nie.

    Noch paar Zeilen vom Heine, die mir am Herzen liegen:

    Der Einsame
    Wo ich bin, mich rings umdunkelt
    Finsternis, so dumpf und dicht,
    Seit mir nicht mehr leuchtend funkelt,
    Liebste, deiner Augen Licht.

    Mir erloschen ist der süßen
    Liebessterne goldne Pracht,
    Abgrund gähnt zu meinen Füßen -
    Nimm mich auf, uralte Nacht!

    Die Heimkehr

    Was will die einsame Träne?
    Sie trübt mir ja den Blick.
    Sie blieb aus alten Zeiten
    In meinem Auge zurück.

    Sie hatte viel leuchtende Schwestern,
    Die alle zerflossen sind,
    Mit meinen Qualen und Freuden,
    Zerflossen in Nacht und Wind.

    Wie Nebel sind auch zerflossen
    Die blauen Sternelein,
    Die mir jene Freuden und Qualen
    Gelächelt ins Herz hinein.

    Ach, meine Liebe selber
    Zerfloß wie eitel Hauch!
    Du alte, einsame Träne,
    Zerfließe jetzunder auch!

    Franz Kafka



    Der Prozess
    Ein Zufall war es nicht, oder doch. Ich habe zwei Bücher nebeneinander in der Bücherei gesehen:
    “Der Prozess” von Kafka und “Hier spricht Guantánamo” vom Willemsen.
    Die Dramatik, die ich in diesem Buch von Kafka erlebt habe, ähnelt den Erzählungen der Gefangenen.

    In der Strafkolonie

    So wie der Offizier in der Erzählung “In der Strafkolonie” sind viele Diktatoren vorgegangen: Zuerst erschiessen und dann fragen.

    Der Hauptmann kam vor einer Stunde zu mir, ich schrieb seine Angaben auf und anschließend gleich das Urteil. Dann ließ ich dem Mann die Ketten anlegen. Das alles war sehr einfach. Hätte ich den Mann zuerst vorgerufen und ausgefragt, so wäre nur Verwirrung entstanden. Er hätte gelogen, hätte, wenn es mir gelungen wäre, die Lügen zu widerlegen, diese durch neue Lügen ersetzt und so fort. Jetzt aber halte ich ihn und lasse ihn nicht mehr.

    Das Urteil

    Unterwegs zur Arbeit, habe ich diese Erzählung - mit einer passende Stimme zur Geschichte - im Auto gehört.
    Wenn die Söhne ihre Väter nicht richtig kennen und umgekehrt.

    Antoine De Saint-Exupery


    Er ist zwar nicht ein deutscher Schriftsteller, aber sein Buch enthält Weisheiten, die man in einem Kinderbuch nicht erwarten kann:

    Der kleine Prinz

    „Richtig. Man muss von jedem fordern, was er leisten kann“, antwortete der König.
    „Die Autorität beruht vor allem auf der Vernunft. Wenn du deinem Volke befiehlst, zu marschieren und sich ins Meer zu stürzen, wird es revoltieren. Ich habe das Recht, Gehorsam zu fordern, weil meine Befehle vernünftig sind.“

    „Wo sind die Menschen?“ fuhr der kleine Prinz endlich fort.
    „Man ist ein bisschen einsam in der Wüste...“
    „Man ist auch bei den Menschen einsam“, sagte die Schlange.

    „Adieu“, sagte der Fuchs.
    „Hier mein Geheimnis. Es ist ganz einfach: man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.
    „Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“, wiederholte der kleine Prinz, um es sich zu merken.

    „Die Leute“, sagte der kleine Prinz, „schieben sich in die Schnellzüge, aber sie wissen gar nicht, wohin sie fahren wollen. Nachher regen sie sich auf und drehen sich im Kreis...
    „Die Menschen bei dir zu Hause“, sagte der kleine Prinz, „züchteten fünftausend Rosen in ein und demselben Garten... und doch finden sie dort nicht, was sie suchen...“

    „Ich trinke“, antwortete der Säufer mit düsterer Miene.
    „Warum trinkst du?“ fragte der kleine Prinz.
    „Um zu vergessen“, antwortete der Säufer.
    „Um was zu vergessen?“ erkundigte sich der kleine Prinz, der ihn schon bedauerte.
    „Um zu vergessen, dass ich mich schäme“, gestand der Säufer und senkte den Kopf.